Story
Patrick Cramer ist seit 2014 Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft. Zuletzt war er als Geschäftsführender Direktor am Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften tätig, dem größten Institut der Max-Planck-Gesellschaft. Es ging aus der Fusion zweier Göttinger Institute hervor, dem MPI für experimentelle Medizin und dem MPI für biophysikalische Chemie, an dem Cramer neun Jahre lang als Direktor der Abteilung Molekularbiologie tätig war.
Für seine Forschungsarbeiten zur Transkription von Genen erhielt Cramer eine Vielzahl renommierter Auszeichnungen, darunter der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis, der Ernst Jung-Preis sowie der Louis Jeantet-Preis. Zuletzt wurde er mit dem renommierten Shaw-Preis ausgezeichnet.
Cramer ist Mitglied der Leopoldina, der US-amerikanischen National Academy of Sciences und der European Molecular Biology Organization. Patrick Cramer ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Den Grundstein zu seiner akademischen Karriere legte Patrick Cramer in seiner Geburtsstadt Stuttgart. Dort begann er sein Chemie-Studium, das er an der Universität Heidelberg fortführte und 1995 mit dem Diplom abschloss. In dieser Zeit kam er während universitärer Forschungsaufenthalte in Bristol und Cambridge, England, in Berührung mit dreidimensionalen Molekülstrukturen – der Beginn einer lebenslangen Leidenschaft.
Er machte die Strukturbiologie zum Thema seiner Doktorarbeit und promovierte 1998 aufgrund seiner Arbeiten am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Grenoble, Frankreich.
Als Postdoktorand ging er ins Labor des späteren Nobelpreisträgers Roger Kornberg an die Stanford-Universität, USA, und löste dort eines der größten Rätsel der Molekularbiologie: die dreidimensionale Struktur der RNA-Polymerase, des zentralen Enzyms im Zellkern. Dies gewährte erste Einblicke in den Mechanismus der Gen-Transkription. Mithilfe dieses Kopiervorgangs erstellen lebende Zellen Abschriften ihrer Gene in Form von messenger-RNAs (mRNAs), die dann als Bauanleitung für die Produktion von Proteinen dienen.
Dieser wissenschaftliche Durchbruch wurde zum Sprungbrett für den jungen Forscher: Die Ludwig-Maximilians-Universität München berief Cramer 2001 auf eine Tenure-Track-Professur für Biochemie. Er war einer der ersten, der an diesem in Deutschland neuen Karriereprogramm für Akademiker teilnahm.
Mit dieser langfristigen Perspektive ausgestattet, trieb die Arbeitsgruppe von Patrick Cramer die Entschlüsselung des Transkriptions-Mechanismus voran, der ein Vielzahl von Proteinfaktoren umfasst.
Im Jahr 2004 wurde Cramer zum Leiter des Genzentrums in München ernannt und baute dieses über zehn Jahre lang zu seiner heutigen Größe aus. Er war außerdem als Dekan der Fakultät für Chemie und Pharmazie tätig und agierte als Initiator und Baubeauftragter für das Forschungszentrum für Molekulare Biosysteme. So sammelte Cramer Erfahrungen in verschiedenen Forschungssystemen, in Lehre und Nachwuchsförderung sowie in der akademischen Selbstverwaltung.
In seiner Zeit als Direktor am MPI für biophysikalische Chemie konnte Cramer mit seiner Forschungsgruppe das Thema Transkription auf fundamentale Fragen der Regulation des Erbguts ausdehnen und dafür neue experimentelle und computerbasierte Methoden entwickeln.
Kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie machten die Wissenschaftler*innen sichtbar, wie das Coronavirus sein Erbgut vermehrt. Darauf aufbauend gelang es Cramer auch zu erklären, wie neue Covid-19-Medikamente in diesen Kopierprozess eingreifen: der Startschuss für die laufende Suche nach neuen antiviralen Wirkstoffen.
Neben seiner Forschung war Cramer in nationalen und internationalen wissenschaftlichen Gremien tätig, auch als Vorsitzender des Rats des EMBL.
Für Cramer ist interdisziplinäre Zusammenarbeit ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg.
„Mithilfe eines multidisziplinären Forscherteams ist es uns gelungen, die Gentranskription in den letzten beiden Jahrzehnten zu entschlüsseln", so Cramer. Als Präsident möchte er die Max-Planck-Gesellschaft deshalb unter anderem dahingehend begleiten, ihre Forschungsgruppen über Institutsgrenzen hinweg noch stärker zu vernetzen.
„Ich wünsche mir eine Forschungsgesellschaft, die mutig neue Wege ins Unbekannte bahnt. Exzellenz bedeutet für mich auch, in Bewegung zu sein und herausragenden Persönlichkeiten zu vertrauen, dass sie neue Forschungsfelder erschließen können. Wir wollen auch in Zukunft die transformativen Ergebnisse erhalten, die den Wandel unserer Welt erst ermöglichen."